Gesundheitstipp - Plötzlich ein schwarzer Punkt auf der Haut und schon beginnt das Kopfkino. Erster Gedanke: „Wegwischen.“ Kurz darauf, mit leichtem Unbehagen: „Das geht nicht ab – hoffentlich kein schwarzer Hautkrebs!“Oft folgt schnell die Erkenntnis: „Eine Zecke!“ Erleichterung – kein Krebs. Dann wieder leichte Panik und ein bisschen Graus: „Wie bekomme ich die Zecke weg? Eklig sind die achtbeinigen Spinnentierchen ja schon.“
Richtige, schnelle Entfernung ist entscheidend
Je früher eine Zecke entfernt wird, desto geringer das Risiko einer Krankheitsübertragung. Man sollte eine Pinzette (muss kein Spezialwerkzeug sein) verwenden, die Zecke hautnah greifen und gerade herausziehen – ohne Drehbewegung, dann desinfizieren. Meist bleibt dabei nichts in der Haut zurück. Sollte dennoch ein kleiner Rest verbleiben, ist das meist unbedenklich: Der Körper stößt solche Fremdkörper in der Regel selbstständig ab. Es kann zu einer leichten Entzündung mit Rötung und Schmerz kommen. Diese Lokalreaktion ist jedoch nicht mit der sog. Wanderröte (Erythema migrans) zu verwechseln.
Wanderröte: Typisch für Borreliose
Die Wanderröte tritt frühestens nach einigen Tagen auf, typischerweise erst Wochen – oft bis zu zwei Monate nach dem Stich. Sie zeigt sich als glatter, rötlicher Ring oder Kreis, der sich langsam vergrößert auf mehr als 10cm. Meist verursacht sie keine Beschwerden. Tritt eine Wanderröte auf, gilt eine Borreliose als gesichert und macht weitere Diagnostik unnötig. Es sollte eine antibiotische Behandlung erfolgen.
Wichtig: Entgegen landläufiger Meinung sollte eine Blutuntersuchung in diesem Fall unterlassen werden, denn sie kann sogar zu falschen Schlüssen führen. Selbst wenn eine Wanderröte ohne Behandlung verblasst, sollte mit der Therapie begonnen werden. Eine unbehandelte Borreliose kann schwerwiegende Folgen haben.
FSME-Impfung
Ein weiterer verbreiteter Irrtum betrifft die sogenannte „Zeckenimpfung“. Sie schützt nicht vor Borreliose, sondern nur vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer viralen Hirnhautentzündung.
Die Zecke und der Mensch
Trotz aller potenzieller Krankheitsgefahr: Zecken sind wie jedes Lebewesen ein wichtiger Teil des Ökosystems. So provokant es vielleicht klingt, kann man sich doch fragen: Wer bringt der Natur mehr Nutzen bzw. Schaden – der Mensch oder die Zecke?
Dr. Alexandra Vent, Dermatologin Schlanders, www.hautarztpraxis-vent.com