Vinschgau - Im Jahr 2030 wird ein Drittel der Südtiroler Bevölkerung über 60 Jahre alt sein.
Der Pflegebedarf steigt. Im Pflegebereich herrscht Fachkräftemangel. Neue Ausbildungsmodelle sollen Abhilfe schaffen.
Von Ludwig Fabi
Der steigende Pflegebedarf einer immer älter werdenden Bevölkerung, im Jahr 2030 wird ein Drittel der Südtiroler Bevölkerung über 60 Jahre alt sein, aber auch Pensionierungen, Teilzeiten, Elternzeiten, Kündigungen und Fachkräftemangel sind große gesellschaftliche Herausforderungen in der Pflege. Mit neuen Ausbildungsmodellen wird unter anderem versucht, diesen teilweise gerecht zu werden. Für QuereinsteigerInnen gibt es seit drei Jahren in den restlichen Landesteilen die Möglichkeit, neben den Angeboten der Landesberufsschule Hannah Arendt berufsbegleitend in den Pflegeberuf einzusteigen. Im kommenden Herbst startet eine solche Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem Bildungshaus Lichtenburg in Nals und den Vinschger Wohn- und Seniorenheimen erstmals auch in der westlichen Landeshälfte.
2022 schuf die Südtiroler Landesregierung die gesetzlichen Rahmenbedingungen, um privaten Anbietern die Durchführung von Zusatzausbildungen im Pflegebereich zu ermöglichen. Am 07.11.2022 erfolgte dann der offizielle Startschuss für einen berufsbegleitenden Ausbildungslehrgang für Pflegehelferinnen und Pflegehelfer mit der Unterzeichnung der entsprechenden notwendigen Vereinbarung zwischen dem Verband der Seniorenwohnheime Südtirols und der Stiftung St. Elisabeth/Bildungshaus Lichtenburg. Das Zusammenspiel von Politik, Sanitätsbetrieb, Verband der Seniorenwohnheime, Stiftung St. Elisabeth sowie ExpertInnen und FachreferentInnen und den Arbeitgebern, die ihre Mitarbeitenden in dieser Ausbildung unterstützen, bilden das neue Ausbildungsmodell. Das Bildungshaus Lichtenburg garantiert seitdem als zertifizierte Bildungseinrichtung die Qualität der Lehrgänge. Bereits im ersten Ausbildungsjahr 2022/2023 wurden 55 PflegehelferInnen ausgebildet.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Fokus
Die Nachfrage nach dieser berufsbegleitenden Ausbildung ist derart hoch, weshalb auch im aktuellen Studienjahr 2025-2026 mehrere Lehrgänge auf das ganze Land verteilt, angeboten werden. Dies zeigt, dass innovative Wege in der Pflegeausbildung nicht nur dringend benötigt, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können. Die berufsbegleitende und praxisnahe Ausbildung, die über ein Jahr dauert, umfasst 750 Stunden Theorie, 450 interne und 150 externe Praktikumsstunden. Neben fachlichen Inhalten legt die Studienleitung großen Wert auf die Förderung sozialer Kompetenzen und die Vermittlung der Freude am Beruf. Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Voraussetzung einer jeden Einrichtung und daher haben diese ein großes Interesse daran, dass in dieser Ausbildung auf Qualität großer Wert gelegt wird. Weiters gibt der Lehrgang bereits Bediensteten MitarbeiterInnen, die eine Qualifizierung erlangen wollen, neue Perspektiven. Dabei steht die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Weiterbildung im Mittelpunkt und entspricht somit der Lebens- und Familiensituation der künftigen Fachkräfte.
Ausbildung lokal und berufsbegleitend möglich
Da bereits im Raum Bozen und Meran, im Bezirk Eisacktal und Pustertal erste Ausbildungen durchgeführt wurden, haben sich die Wohn- und Seniorenheime im Vinschgau unter der Federführung von Sibille Tschenett (Direktorin der Wohn- und Pflegeheime von Laas und Schluderns) von Jürgen Pircher (Direktor des Seniorenwohnheimes Partschins) gemeinsam mit Erfolg darum bemüht, die Ausbildung auch im Vinschgau anzubieten zu können. Nach mehreren Treffen mit den Verantwortlichen im Bildungshaus Nals wurde das Ausbildungsangebot auch auf den Vinschgau ausgedehnt. Details zu dieser Ausbildung erfahren Interessierte in den Seniorenheimen von Mals, Schluderns, Laas, Schlanders, Latsch, Naturns und Partschins.
Der Lehrgang versteht sich als Ergänzung zu bereits bestehenden Angeboten der beiden Landesberufsfachschulen in deutscher und italienischer Sprache. Die TeilnehmerInnen haben die Möglichkeit, ihre Ausbildung parallel zu ihrer aktuellen Tätigkeit im jeweiligen Seniorenwohnheim zu absolvieren, was Flexibilität und Zugänglichkeit gewährleistet. Dadurch können sie nicht nur fundiertes Fachwissen erwerben, sondern auch praxisnahe Erfahrungen in der täglichen Arbeit gewinnen. Die Ausbildung findet in den Räumlichkeiten des Wohn- und Seniorenheimes von Laas statt und wird von externen ReferentInnen und Fachkräften begleitet. Die Studiengangsleitung hat Helene Trippacher, die Lehrgangsleitung Sylvia Verdross und die Verwaltungsleitung Ludwig Fabi inne.
Den Beruf der Pflegehelfer/innen praxisnah erlernen
PflegehelferInnen sind Fachkräfte im Sozial- und Gesundheitswesen, eingesetzt in Seniorenwohnheimen, Krankenhäusern und Territorium, die nach einer spezifischen Berufsausbildung Betreuungstätigkeiten durchführen und sich am Betreuungsprozess beteiligen. Ihre Tätigkeit zielt darauf ab, die Primärbedürfnisse, das Wohlbefinden und die Selbständigkeit einer Person zu begünstigen. Im Pflegebereich zu arbeiten, ist ein bereichernder und sinnstiftender Beruf und in den Seniorenwohnheimen werden dringend zusätzliche Pflegekräfte benötigt.
Die Ausbildung richtet sich an QuereinsteigerInnen als auch an bereits in den Strukturen tätigen Heimgehilfen. In der einjährigen Ausbildungszeit werden die theoretischen Grundlagen für den neu zu erlernenden Beruf vermittelt und gleichzeitig können die erworbenen theoretischen Kenntnisse am eigenen Arbeitsplatz in die Praxis umgesetzt werden. Die Abschlussprüfung selbst wird von den Prüfungskommissionen der beiden Landesfachschulen für Sozialberufe „Hannah Arendt“ und „Emanuel Levinas“ abgenommen. Nach erfolgreichem Abschluss wird der offiziell anerkannte Titel Pflegehelferin beziehungsweise Pflegehelfer verliehen.
Info:
WORUM GEHT ES?
Es handelt sich um eine kombinierte Ausbildungsform, bei der sich Theorie und Praxis abwechseln. Man arbeitet mit einem Arbeitsvertrag „Pflegehelfer in Ausbildung“ (4. Funktionsebene) im Seniorenwohnheim und absolviert gleichzeitig in Präsenz den Vorbereitungslehrgang. Dieser endet nach einem Jahr mit einer Abschlussprüfung. Nach bestandener Prüfung erhält man den staatlich offiziell anerkannten Titel „PflegehelferIn“.
VORAUSSETZUNG
Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Anstellung in einem Vinschger Seniorenwohnheim.
VORTEILE
Ein Arbeitsvertrag mit der Vergütung der 4. Funktionsebene in Vollzeit oder Teilzeit.
Die Stunden des Lehrgangs werden zu 75% als Arbeitszeit angerechnet.
WIE LANGE DAUERT DER VORBEREITUNGSLEHRGANG?
Die Lehrgangsdauer beträgt ein Jahr. (Okt. 2025 – Okt. 2026)
AN WEN MUSS ICH MICH WENDEN?
Vinschger Seniorenwohnheim deiner Wahl
Die Anmeldung zum Vorbereitungslehrgang erfolgt durch den jeweiligen Arbeitgeber.