Spezial-Gesundheit: Resilienz die Widerstandskraft

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Was ist Resilienz? Resilienz beschreibt die Fähigkeit, belastende Situationen gut zu bewältigen. Manche Menschen müssen in ihrem Leben viel ertragen: schwere Erkrankungen, Schicksalsschläge in ihren Beziehungen oder Todesfälle in ihrem nächsten Umfeld. Wie sie damit umgehen? Das ist individuell. Einige verlieren ihren Lebensmut und werden körperlich und psychisch krank. Andere richten sich wieder auf, schöpfen neue Kraft und meistern ihr Leben. Für diese Fähigkeit gibt es eine eigene Bezeichnung: Resilienz. Der Begriff geht auf das lateinische Verb resilire zurück – was übersetzt so viel heißt wie „abprallen“ oder „von einer Tätigkeit abspringen“. In der Psychologie ist damit Widerstandsfähigkeit gemeint: das Vermögen, belastende Situationen gut zu überstehen und im Idealfall sogar gestärkt daraus hervorzugehen.
Ein gutes Beispiel für eine hohe psychische Widerstandskraft findet man übrigens in der Welt der Kinderliteratur: die kleine Pippi Langstrumpf! Ihre Mama ist „im Himmel“, ihr Papa hat sie verlassen – das Mädchen steht im Prinzip ganz allein da. Aber anstatt sich ihrem Schicksal zu ergeben, nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand.
Pippi Langstrumpf verwandelt eine alte Bruchbude in ein gemütliches Zuhause, sucht sich Freundinnen und Freunde und ist sogar so stark, dass sie Thommy und Anika, die eher schüchternen Nachbarskinder, davon überzeugt, viele spannende Abenteuer mit ihr zu wagen. Pippis Lebensmotto: “Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.”
Was Pippi Langstrumpf kann, bezeichnen Forschende als „positive Anpassung“.
Gemeint ist damit, dass Betroffene bei belastenden Ereignissen, zum Beispiel der Erkrankung eines Angehörigen ihr seelisches Ungleichgewicht durch ihre inneren Ressourcen ausgleichen können.

Sie greifen sozusagen auf ihr inneres Potenzial zurück – auf ihr gesammeltes Wissen, ihre Erfahrungen, Fertigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale. Das zeigt aber auch: Resilienz ist uns nicht einfach in die Wiege gelegt. Sie entsteht hauptsächlich aus den Erfahrungen, die ein Mensch im Kindesalter macht. Nur zu einem geringen Teil baut die innere Widerstandsfähigkeit auf angeborenen Eigenschaften auf, etwa einem lebensfrohen Temperament.
Menschen, die auf wenig entsprechende innere Ressourcen zurückgreifen können, können ihr seelisches Ungleichgewicht schlechter oder gar nicht ausgleichen – man spricht dann auch von „negativer Anpassung“. Sie kann Folgen wie Burn-out oder sogar psychische Störungen mit sich bringen.
Die gute Nachricht: Resilienz ist eine Fähigkeit, die sich fördern lässt. Im Kindesalter vor allem von den Eltern und nahen Angehörigen – durch ein liebevolles, zugewandtes Umfeld. Und gleich noch eine zweite gute Nachricht hinterher: Selbst über die Kindheit hinaus können wir alle unsere Resilienz jederzeit fördern und stärken – bis ins hohe Alter.

Resilienz trainieren – ein Beispiel
Eine schwerwiegende Diagnose zu erhalten, gehört wohl zu den belastendsten Lebenssituationen, denen wir ausgesetzt werden können. Wie können Menschen solche Nachrichten verarbeiten und trotz solch schwerer Schicksalsschläge ihren Lebensmut behalten? Das ist eine unglaubliche Herausforderung, bei deren Bewältigung vielleicht folgende Ratschläge helfen können:
Viel Zeit mit nahestehenden Personen verbringen, etwa der besten Freundin, dem besten Freund und Familienangehörigen. Für eine ausgeprägte Resilienz sind Gemeinschaft und das soziale Umfeld besonders wichtig. Es kann auch helfen, mit Menschen Kontakt aufzunehmen, die Ähnliches durchmachen.
Weiterhin am Leben teilhaben, auch eventuell Hobbys pflegen: All das hilft, das Gedankenkarussell zu verlassen.
Eingestehen, wenn man bestimmte Herausforderung allein nicht bewältigen kann und sich dann Unterstützung holen.

Die Resilienz-Akuthilfe
Jede und jeder von uns nimmt Situationen unterschiedlich wahr. Manchmal reichen zum Beispiel auch schon kleinere Anlässe, um uns aus der Bahn werfen – eine unschöne Konfrontation mit dem Kollegen bei der Arbeit oder ein Familienstreit. Hat man das Gefühl, die Situation wächst über den Kopf hinaus, dann sollte man versuchen, erst einmal aus der Situation herauszutreten und die Ereignisse mit Abstand von außen zu betrachten. Dazu kann man den Ort wechseln, einen Spaziergang machen oder etwas Vergleichbares, das zur Ruhe bringt.
Der nächste Schritt ist die Beantwortung folgender Fragen: Wie ernst ist die Situation? Was brauche ich, damit ich die Situation lösen kann? Schaffe ich das allein oder benötige ich Hilfe? Und: Was bedeutet das für die Zukunft? Damit nimmt man die Situation und die Herausforderung proaktiv an und versucht, diese lösungsorientiert zu betrachten.
Wichtig ist immer: Ruhe bewahren und an sich glauben.

Diese Faktoren helfen, die Resilienz zu stärken:
Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit bedeutet, sich selbst und seinen eigenen Stärken zu vertrauen, sich die Situation anzuschauen und dann abzuwägen, welche Handlungsmöglichkeiten es gibt.
Akzeptanz. Wenn man an einer Situation nichts ändern kann, annehmen, wie sie ist. Schlechte Phasen sind kein Dauerzustand.
Optimismus. Optimistisch eingestellte Personen blicken mit Zuversicht auf alles, was kommt. Sie beschönigen die Situation dabei aber nicht, sondern schätzen sie realistisch ein. Wichtig ist es, positiv eingestellt an Herausforderungen heranzutreten und auch schwierigen Situationen etwas Gutes abzugewinnen.
Lösungsorientierung. Das ständige Grübeln über ein Problem stoppen. Nicht daran denken, was alles schief gehen könnte, lieber ein Ziel vor Augen zu haben. Das hilft über schwierige Situationen hinweg.
Bindung. Schwierige Situationen müssen nicht alleine gelöst werden. Freunde, Familie und Bekannte einfach um Hilfe bitten.
Verantwortung übernehmen. Aktiv mit der Situation auseinandersetzen und schauen, was verändert werden kann. Nicht andere Menschen sind Schuld. Verantwortung für sich selbst sollte übernommen werden. Das hilft, Belastungen als Herausforderung zu sehen.
Selbstwahrnehmung. Auf die Signale, die der Körper sendet, achten. Es geht nicht darum, sich selbst zu bedauern, sondern aktiv gegenzusteuern. Das tun, was gut tut: Eine Ruhepause, ein Spaziergang, auch mal “Nein” sagen.

Resilienz heißt nicht Abhärtung.
Auf Knopfdruck lässt sich die eigene Widerstandsfähigkeit nicht stärken. Vielmehr ist es ein langer Prozess.
Resilient zu sein bedeutet nicht, möglichst viele Probleme allein zu bewältigen und Krisen auszuhalten. Vielmehr geht es darum, mit den eigenen psychischen Ressourcen verantwortungsbewusst umzugehen.

Wo liegen die Grenzen der Resilienz?
Generell ist Resilienz für jeden förderlich, weil resiliente Menschen mit stressigen Situationen und Lebenslagen besser zurechtkommen. Sie schaffen es, gut auf sich zu achten und aktiv Grenzen zu setzen. Doch nicht alle Menschen besitzen das gleiche Maß an Resilienz, und selbst bei resilienten Menschen kann die innere Widerstandskraft im Laufe des Lebens stark schwanken; abhängig von individuellen Belastungsphasen. Resilienz bedeutet nicht, immun gegen jegliche Widrigkeiten zu sein. Manche Erfahrungen sind so schwerwiegend, dass sie auch resiliente Menschen belasten.

 

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