Schlanders hat ein zweites Wahrzeichen. Das neue BSV-Firmengebäude am Eingang des Vinschger Hauptortes ist als liegender Kirchturm konzipiert worden, hat einen skulpturalen, starken Charakter und zieht die Blicke auf sich. Symbolkraft strahlt der neue Bau aus. Entstanden ist ein markantes Gebäude auf einem schwierigen Grundstück mit einer spektakulären Architektur.
Text: Angelika Ploner
Foto doppelseitig: Samuel Holzner
Weitere Fotos: Samuel Holzner, Senfkorn,
Renè Riller und Angelika Ploner
Als Inspiration diente der 96 Meter hohe Schlanderser Kirchturm. Das neue BSV-Firmengebäude am Eingang oder Tor von Schlanders ist inhaltlich auch ein sakraler Entwurf und wurde als liegender Kirchturm konzipiert. „Jetzt steht der liegende Kirchturm“, sagte Architekt Stephan Marx vom Architekturbüro Marx/Ladurner deshalb bei der Einweihung am 2. Mai 2025. Marx hat den Kirchturm, das „Maß aller Dinge in Schlanders“, einfach 120 Meter in die Horizontale gelegt. Das neue BSV-Firmengebäude setzt damit neue Maßstäbe. In Schlanders. In der Architektur. Und natürlich für BSV, den Spezialisten für Fenster, Türen und Sonnenschutz sowie Fassadensysteme im Allgemeinen. Denn er macht nicht nur ästhetisch Eindruck, der neue Firmensitz. Umgesetzt wurde ein visionäres Vorhaben, entstanden ist mutige Architektur und gelungen ein maßgeschneiderter Bau für das Unternehmen BSV mit einer großen Bühne für die Produkte des Fensterherstellers sowie ein neues Zuhause für die MitarbeiterInnen.
Die Einweihungsfeier. Es kamen unzählige Kunden, Lieferanten, Freunde und Handwerker zur Einweihungsfeier am 2. Mai 2025, die von Junior Andreas Rechenmacher moderiert und der Bläsergruppe der Kortscher Musi musikalisch umrahmt wurde. Und es ist zweifelsohne ein besonderer Meilenstein in der Familien- und Unternehmensgeschichte des BSV. „Es ist ein historischer Moment für die Familie und den BSV“, sagte Stefan Rechenmacher vor versammelten Gästen. Seit 2010 suchte die Familie Rechenmacher nach einem geeigneten Standort, wo alle Geschäftsbereiche an einem Ort zusammengeführt werden können. Stefan Rechenmacher: „Wir sind wie ein Bauernhof gewachsen: Da die Mistlege, dort eine Scheune, da ein Stadel“. Die Bereiche des BSV - Lager, Verkauf, Ausstellungs- und Verwaltungsräume usw. - verteilten sich auf mehrere Standorte in Schlanders. Immer wieder pilgerte man zu Bürgermeister Dieter Pinggera, bis dieser die Wiese von Adolf Meister am Ortsrand ins Spiel brachte. Es waren dann mehrere glückliche Zufälle und Fügungen, die auch als Zeichen Gottes gedeutet werden können, und schlussendlich zum Erwerb des Grundstücks führten. Rechenmacher: „Wir haben seit 2010 einen Grund gesucht und innerhalb von zwei Tagen ging dann alles über die Bühne. Es ist ein wunderschönes Grundstück hier zwischen Hasenöhrl und Sonnenberg am Tor zu Schlanders. Von Anfang an war klar: Die Vision war ein Gebäude, wo alle Geschäftsbereiche zusammengeführt werden, aber auch ein Gebäude, wo Menschen ihre Talente entfalten können, wo man Ideen und Produkte weiterentwickeln und Freude und Sinn an der Arbeit erleben kann. Es soll auch ein Ort der Begegnung sein, weit über das Tagesgeschäft hinaus.“ Deshalb haben im neuen BSV-Gebäude Co-Working-Spaces, eine interne Academy, ein Marktplatz, wo man sich trifft, begegnet und wo man Beziehungen baut und eine hausinterne Kapelle als Ort des Rückzugs Platz gefunden.
Einige Varianten waren notwendig, bis das Projekt in seiner jetzigen Form die Zustimmung fand. Am 15. April 2023 erfolgte der Spatenstich. Über zwei Jahre später ist der neue Firmensitz nun fertiggestellt und einweiht worden. Das Grundstück hat - wie erwähnt - die Form des imposanten Baus definiert. Architekt Stephan Marx bei der Einweihungsfeier: „Es war ein kompliziertes Grundstück, ein Dreieck. Wir haben vom liegenden Kirchturm, den Spitz abgeschnitten, 180 Grad gedreht und in das Gebäude geschoben. So ist der trichterförmige Eingang entstanden.“ Symbolkraft nach außen strahlt der Bau aus, eine fast schon monumentale Kraft. Schlichtheit erhob Marx in der Gestaltung zum Stilmittel. Highlight: Der Glasfächer am Eingang zum Sonnenberg hin, zwölf Meter hoch, der allein der Selbstinszenierung dient.
Der Baukörper wird durch ein für Lieferwagen befahrbares abgesenktes Verbindungsglied in zwei Teile geteilt: ein öst-
liches, in dem sich Lager und Produktion befinden, und ein westliches, in dem Ausstellungsflächen und Büros ange- siedelt wurden. Ein besonderes Highlight ist die sechs Meter hohe automatisierte Schiebetür zum Lager, das wie ein Kokon wirkt.
Sämtliche Aufträge gingen an lokale Firmen. „Wir wollten die regionale Wertschöpfung fördern“, sagte Rechenmacher. Die Dimensionen dieses Baus erforderten zweifelsohne Können. Und das haben die Handwerker bewiesen. Rechenmacher lobte: „Wir hatten sehr gute Handwerker. Alle haben Handschlag-Qualität bewiesen.“ Ein besonderer Dank bei der Eröffnungsfeier ging an eine ganze Reihe von Menschen. An BM Dieter Pinggera: „Du warst ein Ermöglicher“. An Stephan Marx: “Danke für deine Geduld.“ An Stephan Niederfriniger, den Bauleiter: „Wir hätten keinen besseren haben können.“ Und weiter: „Danke an alle Lieferanten. Alle Handwerker. Danke für die exzellente Ausführung. Danke an die Techniker und Berater, an die Raika Schlanders. Danke an die Mitarbeiter. Ihr habt den Bau erst möglich gemacht. Wir schätzen euch sehr!“ Und in Richtung Familie: „Ich bin euch unendlich dankbar.“ Rund 50 Mitarbeiter beschäftigt BSV ganz nebenbei bemerkt.
Pastor Jakob Öster segnete die Räumlichkeiten. „Ihr habt das Gebäude auf Gottes Prinzipien ausgerichtet. Das Bekenntnis des christlichen Glaubens an Gott ist euch wichtig. Ihr seid als Firma und Familie Vorbilder. Ihr seid ein Leuchtturm in unserer Gesellschaft.“
Die Hülle, eine puristische weiße Fassade, ist ein Wechselspiel von Offenheit aus Glas und Geschlossenheit aus Beton-Fertigteilen. Die Architektur trägt die Arbeit des Unternehmens nach außen. Deshalb hat Glas - wie könnte es anders sein - seinen großen Auftritt. Die Hauptfassade des zweiteiligen Gebäudes ist deshalb Teil der Selbstinszenierung des auf Fassadengestaltung spezialisierten Unternehmens. Klare Linien dominieren. Struktur trifft Ästhetik. Denn die Betonfertigteile tragen in der Fassade Marmorsplit aus Laaser Marmor, geschliffen und poliert. Entstanden ist eine hochwertige, glatte Oberfläche in Terrazzo-Optik. Das Gebäude lebt aber auch von Kontrasten: Während es als liegender Kirchturm in die Horizontale gelegt wurde, folgt die 120 Meter lange Fassade einem vertikalen Rhythmus. Ein Gebäude mit einer außergewöhnlichen Geometrie ist entstanden.
Markant ist das weit auskragende Vordach, das - wie erwähnt - gemeinsam mit einem imposanten, zwölf Meter hohen Glasfächer den Eingangsbereich dominiert und die enge Verbindung von BSV mit dem Werkstoff Glas eindrucksvoll unterstreicht.
Geprägt von Superlativen ist das Gebäude. Sogar die Eingangstür - eine Pivottür - ist ein Highlight. Die architektonische Geradlinigkeit verbunden mit einem Hauch Extravaganz findet auch im Inneren ihren Fortlauf. In Rot ist der Empfang gehalten, ein Farbtupfer, der sofort ins Auge fällt. Ein beeindruckendes Raumgefüge wird hier präsentiert. Die Ausstellungsfläche erstreckt sich über zwei Geschosse. Hohe und weitläufige Flächen bieten auch den größten Produkt-Exponaten - etwa einer 4 Meter hohen Glasschiebetür - genügend Platz. Die Bodentreppen, die in die oberen Stockwerke führen, tragen geschliffenen Industriebeton. Der 1. Stock wirkt wie eine Galerie. Die vertikalen Ausschnitte in der Fassade ziehen sich an den Decken weiter. Schaumgummi sind dahinter versteckt und absorbieren den Schall. Teppichböden in den Räumen unterstützen diese Funktion und lassen ein angenehmes Raum- und Arbeitsplatzgefühl entstehen. Die Büros - Glaskuben gleich - lassen Blickkontakte zu, rückseitige Schrankwände sind gleichzeitig aber auch Blickschutz und gewähren Privatsphäre. Marktplatz, Kreativräume, Büros und Kapelle finden im zweiten und obersten Stockwerk ihren Platz. Co-Working-Räume stehen zum Vermieten. Mehrere Innenhöfe dienen einmal als Aufenthaltsorte, zum anderen wird Licht ins Innere geholt. Das Gebäude – auch die Lagerhalle – ist in Klimahaus A-Standard ausgeführt. Eine Photovoltaikanlage produziert hier übrigens 180 kW, ein Speicher hat nochmals eine Kapazität von 120 kW.
So spektakulär das Gebäude und seine Architektur anmuten, so spektakulär war auch die Einweihungsfeier mit einer Showeinlage von Karlheinz Stainer. Die kulinarische Inszenierung mit Musik, Fackeln und ein Buffet, das keinen Wunsch offen ließ, begeisterten vollends.
Pinggera sagte bei der Einweihungsfeier: „Das ist ein Tag des Stolzes für unsere ganze Gemeinde. Der neue Bau wertet den Dorfeingang auf. Die Familie Rechenmacher ist für die Gemeinde ein Glücksfall.“ Der 96 Meter hohe Kirchturm ist seit 500 Jahren Wahrzeichen. Schlanders hat jetzt aber auch seinen Stephansdom. Weil mit Stefan Rechenmacher, Stephan Marx und Stephan Niederfriniger, gleich drei Stephans maßgeblich am Werk waren, hat Schlanders, so sagt man scherzhaft, nun auch seinen Stephansdom.
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