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Montag, 04 August 2025 13:26

Was muss Liebe aushalten?

Christina König
Alles, was du wolltest.
Otto Müller Verlag, 2025.

Christina König thematisiert in ihrem Debütroman „Alles, was du wolltest“ ein aktuelles und viel diskutiertes Thema: toxische Beziehungen, die von negativen Mustern und Dynamiken geprägt sind. Im Mittelpunkt des Romans steht das ungleiche Paar, Alex und Viktoria. Alex, die Protagonistin, kommt aus einfachen Verhältnissen, hält sich mit Gelegenheitsjobs als Masseurin über Wasser und isst gerne Fast Food. Viktoria hingegen ist erfolgreiche Immobilienmaklerin, stammt aus wohlhabendem Elternhaus, liebt Yoga und achtet auf gesundes Essen in Bioqualität. Alex wohnt mietfrei in Viktorias schick möbliertem Haus mit Pool und kann sich mit Viktorias finanzieller und tatkräftiger Unterstützung den Traum beruflicher Selbstständigkeit erfüllen: Im Gartenhaus eröffnet Alex ihr eigenes Massagestudio. Alex gerät in zunehmende finanzielle Abhängigkeit und wird zur Haushaltshilfe und Putzkraft degradiert. Durch Zufall findet Alex den Verlobungsring, den Viktoria besorgt hat. Wird Alex sich von der toxischen Beziehung lösen und Viktoria verlassen können? Die Autorin gibt gleich drei mögliche Szenarien für das Ende vor.
Die Episoden, die in unterschiedlichen Zeitsträngen kurz und prägnant erzählt werden, lassen Freiraum für eigene Vorstellungen. Christina König erzählt die Geschichte zwar aus Alex’ Perspektive, aber mit direkter Ansprache: „Du umarmst sie und quietschst und hüpfst ein bisschen, damit sie nicht merkt, dass du dich ärgerst. Sie küsst dich auf die Schläfe“ (S. 12). Diese ungewöhnliche Erzählform sorgt dafür, dass die turbulente Reise durch die Höhen und Tiefen der Beziehung des Paares auf eine ganz persönliche Art und Weise zum Leseerlebnis wird.

Montag, 04 August 2025 13:24

Pinzger bleibt HGV-Obmann

Schlanders - Kürzlich fand im Hotel Goldene Rose in Schlanders die Jahresversammlung der Ortsgruppe Schlanders des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) statt. Im Mittelpunkt standen die Neuwahlen des HGV auf Ortsebene. Dabei wurde Manfred Pinzger einstimmig als Ortsobmann wiedergewählt. Ihm zur Seite steht ein engagierter Ausschuss bestehend aus Robert Lechthaler, Pension Feldgärtenhof, Thomas Wielander, Hotel Goldene Rose und Monika Wieser, Hotel Bar Restaurant Goldener Löwe (Bild).
Pinzger betonte die Bedeutung eines sichtbaren Mehrwerts bei der geplanten Erhöhung der Ortstaxe. Eine Erhöhung sei nur dann gerechtfertigt, wenn konkrete Projekte damit verbunden sind. Auch die Entwicklung von Vinschgau Marketing wurde thematisiert. Ein zentrales Thema war der Austausch mit der Gemeinde. Pinzger hob hervor, dass die Betriebe stark von einer funktionierenden Fußgängerzone profitieren. Gleichzeitig brauche es mehr Engagement seitens der Gemeinde, um die Attraktivität des Ortszentrums zu steigern – insbesondere durch klare Rahmenbedingungen für junge Unternehmerinnen und Unternehmer und eine Verbesserung der Parkplatzsituation.

Montag, 04 August 2025 13:22

„Resilientes Stilz“

Stilfs - Schon am Freitagnachmittag um 15 Uhr, noch bevor das „Stilz Festival“ feierlich eröffnet wurde, wurde im Bürgersaal von Stilfs eine Veranstaltung zum Thema Resilienz abgehalten. Sozioökonomin und Projektleiterin des Festivals Daria Habicher, begrüßte die Gäste im Rahmen der Denkwerkstatt Stilfs, sie war es auch, die es am Ende treffend zusammenfasste: „Resiliente Orte schaffen resiliente Menschen“. Starpsychiater Roger Pycha und die ehemalige Präsidentin der Psychologenkammer Sabine Cagol referierten über das Thema. Cagol erläuterte den Begriff und die sieben Säulen der Resilienz und verglich Stilfs mit einem „Vinschger Apfelbaum“, welcher trotz widriger Umstände wie Kälte und Wind auch noch im stark gebeutelten Zustand Früchte trägt. Dann verwies sie auf Natascha Kampusch als Beispiel einer resilienten Psyche. Diese dachte immer an das „danach“ und überlebte so ihren Peiniger, ohne schwere psychische Schädigung. Der Geist sei nicht unverwundbar und Resilienz sei kein Zustand, sondern eine Haltung. Ein Stehaufmännchen beschreibe den resilienten Geist am besten: immer wieder aufstehen, ohne Härte, wie Gummi eben. Roger Pycha erinnerte sich an sein Wirken im Vinschgau in den 90er Jahren, als eine Selbstmordserie das Tal erschütterte. Seit damals beschäftigt ihn die Suizidproblematik in Südtirol. Er erläuterte die „gemeinschaftliche Resilienz“ und meinte es könne sein, dass alpine Dörfer ob der widrigen Umstände und der homogenen Bevölkerungsstruktur und der „Genetik“ widerstandsfähiger sind als andere Orte. Theaterlegende Manfred Schweigkofler, bereits seit drei Jahren im PNNR Projekt Stilfs involviert, fasste die Kernaussagen des Events zusammen und freute sich, ebenso wie Werner Platzer von der Raika, welche das Event mitfinanzierte, ein Teil dieses einzigartigen Projekts sein zu dürfen. (uno)

Montag, 04 August 2025 13:19

Laas erstrahlte in Weiß und Orange

25 Jahre „Marmor und Marillen“ - Marillageel und marmorweiß zeigte sich Laas bei Regenwetter und Sonnenschein am vergangenen Wochenende. Das bunte Programm aus Markt, Musik, Kunst, Kulinarik und Dorferleben zog im Jubiläumsjahr viele Besucher:innen an, sie kamen am Samstag zaghaft, dafür am Sonntag in Scharen. „Marmor und Marillen“ ist aus der Vinschger Festkultur nicht mehr wegzudenken. Einige Bilder zeigen, wie Kaufleute, Gastwirte und Vereine von Laas ihren Aushängeschildern, dem Marmor und den Marillen, den orangen Teppich ausgerollt haben:
Maria Raffeiner

Dienstag, 05 August 2025 16:01

Marteller Alpingeschichte

Martell/Buchvorstellung - Im voll besetzten Bürgerhaus von Martell wurde am Samstag, den 19. Juli eine Festschrift anlässlich des 60-jährigen Bestehens der AVS-Sektion und des 40-jährigen Bestehens der Bergrettung im AVS-Martell präsentiert.

von Heinrich Zoderer

Das 556 Seiten dicke Buch ist nicht nur eine Alpenvereinschronik, sondern eine neue Gemeinde- und Talchronik über die Marteller Alpingeschichte. Unter dem Titel „Zrugg gschaug“ hat Erwin Altstätter nicht nur die Vereinsgeschichte des AVS und der Bergrettung aufgearbeitet, sondern er schreibt auch über die Marteller Bergführer, die Schutzhütten und Alpengasthäuser. Im Buch wird über Gipfel- und Wetterkreuze, über den Bergbau, die Gletscher, Pflanzen- und Tierwelt, den Stilfserjoch Nationalpark und den Krieg in der Eisfront berichtet. Dabei wollte Altstätter, wie er bei der Feier ausführte, nur eine kurze Broschüre verfassen. Doch der AVS Martell und sein langjähriger Sektionsleiter sind etwas Besonderes, wie Georg Simeoni, der Vorsitzende des Südtiroler Alpenvereins in seinen Grußworten ausführte. Bereits mit 16 Jahren hat Erwin Altstätter im Jahre 1962 den Alpenverein Martell gegründet und ihn dann 47 Jahre lang geführt. Außerdem war er von 1974 bis 1995 Bürgermeister von Martell. In der Coronazeit fing Altstätter mit der Aufarbeitung der Alpingeschichte an. Bis 2022 wollte er zum 60-Jahr-Jubiläum fertig sein, doch er benötigte noch zwei weitere Jahre, bis alles aufgeschrieben, mit Fotos, Zeitungsartikeln, Protokollen und Berichten ergänzt und von Florian Sagmeister schön gestaltet wurde. Im Buch enthalten sind auch mehrere Berichte von AVS-Mitgliedern und Fachbeiträge von anderen Autoren. Bei der Feier im Bürgerhaus, moderiert vom Sektionsleiter Peter Altstätter, führte Fabian Kobalt ein Gespräch mit Erwin Altstätter. Dieser erzählte über besondere Erlebnisse bei der Gründung und bei einzelnen Veranstaltungen. In den Grußworten bedankte sich der Bürgermeister Georg Altstätter für die Aktivitäten des AVS, der im Vereinsleben und in der Jugendarbeit von Martell eine große Rolle spielt. Deshalb sind auch fast alle Marteller, d.h. 618 von 840 Einwohnern Mitglied im AVS. Anwesend bei der Feier waren auch Mitglieder des CAI von der Nachbargemeinde Valfurba aus dem Veltlintal. Luciano Bertolina gratulierte zum Buch und erzählte über gemeinsame Treffen in den Bergen. Peter Altstätter bedankte sich bei den Sponsoren: Autonome Provinz, Region Trentino-Südtirol, Gemeinde Martell, Raiffeisenkasse Latsch, AVS Südtirol und Bildungsausschuss Martell. Vor dem Umtrunk und Imbiss wurde der Film „Die unbekannten Skiwinkel des Vinschgaus“ aus dem Jahre 1968 gezeigt. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom gemischten Chor „Schianbliamltol“ unter der Leitung von Manuel Regensburger.

Montag, 04 August 2025 13:17

Die Christine-nen feiern

Schlanders - Am 24. Juli war es wieder soweit. Die mit dem Namen Christine getauften der Gemeinde Schlanders feierten ihren Namenstag. Die leider bereits verstorbene Christine Tonezzer rief dieses Treffen vor über 20 Jahren ins Leben. Damals fand es im Restaurant Urtlbad, das zu mittlerweile zu einem Geschäft und Wohnungen umgebaut wurde, statt. Immer mit dabei war die ebenfalls bereits verstorbene, Christine Tapfer aus Vetzan. Diese wartete, auch noch im hohen Alter, jährlich auf ihr „Christine-Taxi“, welches sie zum Treffen abholte und später wieder nach Hause brachte. Seit mehreren Jahren findet das Treffen im Restaurant „Maria Theresia“ statt. Chefin Helga reserviert den Damen ein gemütliches Plätzchen und hält immer ein Gastgeschenk parat. Dafür gilt ihr ein großer Dank. Die Christine-nen würden sich über weitere Namenskolleginnen freuen und laden schon jetzt zum Treffen am 24. Juli 2026 um 19 Uhr in das Restaurant „Maria Theresia“. Gerne können sich Interessierte bei Pircher Christine Gemassmer in Kortsch oder bei BMin Christine Kaaserer, die heuer leider verhindert war, melden.(chw)

Montag, 04 August 2025 13:17

„Vereinfachen

Die Sammlung von Vorschlägen zur Entbürokratisierung und Optimierung der Landesverwaltung ist abgeschlossen – Jetzt stehen Bewertung und Umsetzung an.

Dienstag, 05 August 2025 15:01

„I hon sui zu viel gessn“

Der Start ins Leben hätte für Marianna beinahe tragisch geendet. „I war in erschtn Tog schun foscht verbrennt“, erzählt sie. Der Korb neben dem Eisenofen, in dem sie als Neugeborene lag, hatte plötzlich zu rauchen angefangen. Kurz bevor sich das Feuer entfachte, wurde sie gerettet. Als sie fünf Jahre alt war, starb ihre Mutter. Genannt wurde sie von allen Anna.

von Magdalena Dietl Sapelza

An ihre Mutter hat Anna noch viele schöne Erinnerungen. „Si hot miar ollerhond zoag unt isch a Luschtige gwesn“, betont sie. Nach dem plötzlichen Tod der Mutter kamen sie und ihr jüngerer Bruder in die Obhut ihrer Großmutter. Diese half auch dem Vater bei der Landwirtschaft, bis es zum Streit wegen einer Erbschaftssache kam. Daraufhin gab der erzürnte Vater die Kinder in fremde Hände, für 80 Lire Entschädigung pro Monat und Kind. Das war damals der übliche Tarif. Anna kam nach Mals zu einer Frau und ihr Bruder zu einem Bauern nach Muntetschinig. Anna besuchte zuerst die italienische Schule, und nachdem ihr Vater für Deutschland optiert hatte, die deutsche. Er verdiente sich inzwischen etwas Geld als Handlanger in der Schweiz. Als Neunjährige fand Anna auf einem Hof in Ulten einen neuen Platz. Doch schon nach einem Monat wurde sie wieder weggeschickt. „I hon sui zu viel gessn“, erklärt sie. Eine Malser Familie nahm sie auf. „Selm pan Noggler Leo hon i nor gessn unt gessn, weil olz guat gwesn isch“, schwärmt sie. Im Alter von zehn Jahren vermittelte sie der Vater an einen Bauern in Schleis, wo sie für die Kost arbeiten musste und er sich die 80 Lire ersparen konnte. Neben vielen anderen Arbeiten war es ihre Aufgabe Getreide zum Müller nach Laatsch zu bringen. „Im Wintr isches so eisig kolt gwesn, dass i miar di Gsichtshaut derfreart hon“, sagt sie. Im Kriegsjahr 1944 erkrankte Anna an Gliedersucht, eine Art rheumatische Erkrankung,. Da sie nichts mehr leistete, schickte sie die Bäuerin nach Hause. Dort hatte ihr Vater erneut mit der Landwirtschaft begonnen und eine Kuh gekauft. Auch ihr Bruder kehrte heim. Während der Vater in Bozen zeitweise für die Deutschen Militärdienst leistete, wirtschaften die beiden Geschwister allein auf dem Hof. „Miar sein froah gwesn, dass er weck gwesn isch, weil er koa Feiner gwesn isch“, bekennt sie. Zu Josephi 1944 war plötzlich ein ohrenbetäubendes Knallen zu hören. Später erfuhr Anna, dass Tiefflieger den Zug am Tatscher Bichl beschossen hatten. Es gab keine Opfer. Kurz darauf tauchten amerikanische Panzer auf. „Selm hon i s‘ erschte Mol an Schworzn gsechn“, erinnert sie sich. Die amerikanischen Soldaten hat sie in guter Erinnerung. Diese verteilten Süßigkeiten und Fleischkonserven. Irritiert war sie, als sie beobachtete, wie sich ein US-Soldat mit einem großen Lire Geldschein den Hintern putzte. „Der hot eppr inser Gelt nit kennt“, lacht sie. Bald darauf kehrte auch der Vater heim. Im Alter von 20 Jahren trat Anna ihre erste Wintersaisonstelle als Mädchen für alles in einem Hotel in Davos an. Im Sommer wurde sie daheim gebraucht. Es folgten viele weitere Wintersaisonen, so in Klosters und Gstad. Viel vom verdienten Geld gab sie daheim ab. Mit dem Rest richtete sie im Elternhaus einige Fremdenzimmer ein, die sie dann vermietete. Doch nachdem ihr Bruder geheiratet hatte und die Räume als Wohnung brauchte, kehrte Anna wieder in die Schweiz zurück, diesmal als Ganzjahreskraft. Als ihr Vater erkrankte, kehrte sie heim. Sie kümmerte sich um ihn bis zu seinem Tod 1975. Es folgten weitere Jahre im Gastgewerbe in Latsch, in Sulden, St. Valentin a. d. H., und schließlich bekam sie eine Anstellung in der Fürstenburg. Dann wurde ihr nach einer Routineuntersuchung Tuberkulose diagnostiziert. Es war ein Schock für sie. Fünf Monate verbrachte sie in einem Sanatorium in Brixen und ging dann in Frühpension. Sie war 56 Jahre alt und fühlte sich noch zu jung, um nichts zu tun. Sie hielt Hühner, strickte Sarner und übernahm einige Jahre lang die Pflege einer alten Dame. Selbst eine Familie zu gründen, war ihr nicht vergönnt, denn ihr Vater hatte jegliche Beziehungen verhindert. „Wegn di Buabm hon i oft Schleig kriagt“, verrät sie. „Dr Votr hot olm ogweihrt.“ Eine Heirat schien ihr auch wenig erstrebenwert aus Sorge, ihr Mann könnte sich genauso dominant entpuppen wie ihr Vater. Dankbar ist sie ihm, dass sie bis zu ihrem 92sten Lebensjahr in ihren eigenen vier Wänden in Tartsch leben konnte. „Nor honis alloan nimmr drpockt“, meint sie.
Im Dezember 2023 zog sie ins Malser Martinsheim. Dort fühlt sie sich wohl und versteht sich mit allen gut. Wenn sie Sorgen plagen, bittet sie den 1999 verstorbenen Segenspfarrer aus Wengen Heinrich Videsott um Hilfe, den sie als Malser Kooperator kennengelernt hatte. „In Videsott verehr i sehr, der hot miar oft schun gholfn“, betont sie. Zurückblickend auf ihr langes Leben meint sie. „Eppas, wos i nit versteah: Zersch war i bold verbrennt, unt iatz wear i asou olt.“

Kolumne - Im Juli 1995, also vor 30 Jahren, ermordeten serbische Milizen unter dem Kommando von Radovan Karadzic und Ratko Mladic in der bosnischen Stadt Srebrenica an die 8.000 Moslems. Das Massaker wurde verübt zum Zwecke der ethnischen Säuberung: Jener Teil von Bosnien-Herzegovina war ethnisch gemischt von Serben und Bosniaken bewohnt und sollte nach dem Willen der Freischärler ethnisch „rein“, also nur von Serben bewohntes Siedlungsgebiet werden. Der Massenmord wurde „vor der Nase“ von 450 holländischen UNO-Soldaten verübt. Im Jahr danach war Gabriel Grüner als Kriegsreporter für den „Stern“ zusammen mit dem Fotografen Uli Reinhardt vor Ort, um zu berichten, wie der Gerichtsmediziner William Haglund im Auftrag des UN-Kriegsverbrecher-Tribunals von Den Haag in den Wäldern um Srebrenica in sieben Massengräbern die verscharrten und halbverwesten Leichen der Opfer des Masakers exhumierte und untersuchte.
Warum dieser wenig erbauliche Exkurs in die von Blut triefende jüngere Geschichte des Balkans? Nun, mit dem Chefredakteur ist ausgemacht, ich sollte Porträts von Vinschgern „liefern“, die sich draußen in der Welt „einen Namen gemacht“ haben. Bei der Suche nach einem solchen bin ich bei dem im Jahre 1963 in Mals geborenen Gabriel Grüner „hängen geblieben“. Dessen Lebensgeschichte hat mich nicht mehr losgelassen. Dabei kam eine derartige Fülle an Material zusammen, dass ich eine Teilung vornehmen und das eigentliche Porträt auf einen späteren Beitrag verschieben musste. Vorab daher bloß eine Erklärung, wie Gabriel Grüner überhaupt an den Ort des Grauens nach Srebrenica kam. Nach dem Studium der Germanistik an der Universität Innsbruck absolvierte er die renommierte Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg. Sein Wunsch wäre gewesen, eine Stelle in der Kulturredaktion der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ zu bekommen. Doch er musste, obwohl von seinem Wesen her das Gegenteil eines Draufgängers, für den „Stern“ als Kriegsberichterstatter tätig werden. Und so kam er ab 1991 in alle Krisengebiete der Welt, vom Südsudan bis Afghanistan und natürlich auch auf den Balkan in das in Auflösung begriffene ehemalige Jugoslawien, wo sich Slowenen, Kroaten, Serben, Bosniaken und Albaner in blutigen Bürgerkriegen gegenseitig zerfleischten. Bei seinen Einsätzen war er immer auch in Lebensgefahr. So musste er einmal, um aus dem von den Serben belagerten Sarajevo heraus zu gelangen, über die berüchtigte Heckenschützenallee zum Flughafen fahren. Er legte sich mit seinem Reporterkollegen flach übereinander auf den Rücksitz des Taxis und deckte sich mit einer kugelsicheren Weste zu. Der Fahrer raste in mörderischem Tempo über die kilometerlange Strecke unter dem Beschuss der Heckenschützen zum Airport. Während der acht Jahre als Reporter war der Krieg Teil seines Lebens geworden. Doch dann hatte er, wie er sich gegenüber Kollegen äußerte, „die Schnauze voll von dem ganzen Hass“. Mit einer Reportage über den Frieden im Kosovo wollte er Schluss machen. Am 13. Juni 1999 war dort der Waffenstillstand in Kraft getreten. Am gleichen Tage war er auf dem Weg nach Makedonien, um seinen Bericht durchzugeben. Auf der Fahrt dorthin wurde er und seine Begleiter von einem auf der Seite der Serben kämpfenden russischen Freischärler erschossen. Der wollte nur an ihr Auto kommen. Am Dulje-Pass , wo Gabiel Grüner ermordet wurde, steht ein Gedenkstein aus rötlichem Marmor. Darauf ist ein Gedicht von Bertolt Brecht zu lesen: „Der Regen kehrt nicht zurück nach oben. Wenn die Wunde nicht mehr schmerzt, schmerzt die Narbe.“

Peter Tappeiner,
Rechtsanwalt
info@rechtsanwalt-tappeiner.it

Plawenn - Beim diesjährigen Kirchweihfest am Sonntag, 1. Juli 2025 im kleinen Weiler Plawenn übergaben Graf Christoph von Plawenn - Salvini und seine Gattin Ilse die rundum erneuerte Kirche zur Heimsuchung Mariens offiziell an die Bevölkerung. Auf Initiative der gräflichen Familie hatten die Restaurierungen im Jahre 2010 begonnenen. Diese konnten nun nach 15 Jahren Restaurierungsarbeiten mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes, der Gemeinde Mals, der Diözese Bozen - Brixen, der Pfarreien Plawenn und Planeil und unter der fachkundigen Hand engagierter Handwerker bzw. Kunsthandwerker zur Freude aller erfolgreich abgeschlossen werden.
Den Kirchweih- Festgottesdienst zelebrierte der Malser Dekan Stefan Hainz. Graf Christoph von Plawenn drückte seine Freude darüber aus, dass es im Laufe der Jahre mit Hilfe vieler Kräfte gelungen ist, die kleine Kirche außen und innen in vollem Glanz erstrahlen zu lassen und sie so den nachkommenden Generationen zu erhalten.
Die Eigenkirche der Familie Plawenn hatten die Brüder Johann, Oswald, Christoph und Andreas von und zu Plawenn 1630 mitten in den Wirren des 30-jährigen Krieges erbauen lassen. Der Bischof von Chur (Vinschgau gehörte einst zum Bistum Chur) weihte das Gotteshaus ein. Ursprünglich hatte die Kirche einen kleinen Zwiebelturm. Unklar ist, wann der Turm in der heutigen Form errichtet wurde. Im Turm hängen drei Glocken, eine große Glocke und zwei kleinere. Die zwei kleineren wurden während des Ersten Weltkrieges abgeholt und zu Kanonenfutter eingeschmolzen. 1929 wurden die Glocken wieder ersetzt. Den Altar schuf der Barockkünstler Hans Patsch im Jahre 1631. Es ist der einzige noch vollständige Altar des Künstlers. Der Schmerzensmann stammt aus der Erbauerzeit, das Totenschild der „Edlen frauele Clara Anna von Plawenn“, einer Nonne, stammt aus dem Jahre 1821. Der Tabernakel und das Hochaltarbild wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet, die Fresken, gemalt von Hugo Atzwanger, entstanden in den 30er Jahren des 19 Jahrhunderts. (mds)


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