Bauplatz: Wohnanlage Franz: Ein Zuhause zum Wohlfühlen

geschrieben von

Als Dorf konzipiert und von der Tschenglser Hochwand inspiriert: Hinter der Wohnanlage Franz in Eyrs versteckt sich ein ganz besonderes architektonisches Projekt, das in vielerlei Hinsicht einmalig ist und Wohnen zum Lebensgefühl erhebt. Genial: Holz umrahmt die Wohnanlage und schafft - wenn man so will - Nestwärme, zum anderen ist es Ausdruck von Vergangenem.

von Angelika Ploner | Drohnenfoto: Patscheider & Partner

 

IMG 8503Die ersten Eigentümer sind bereits eingezogen und genießen das neue Zuhause. Wer die Treppen zur Wohnanlage Franz nimmt, dem eröffnet sich eine andere Welt. Eine grüne Oase versteckt sich hier - oberhalb des M-Preis Eyrs, eine großzügige Gartenanlage, Pergolas und ein Ensemble, das Wohnen zum Lebensgefühl erhebt.
Ein Vorzeigeprojekt ist hier zweifelsohne entstanden: „Es gibt landesweit kaum eine Wohnanlage, die so viel Grünfläche bietet“, sagt Architekt Iwan Zanzotti. Über 1.000 Quadratmeter sind es insgesamt.
Die Wohnanlage, und das ist genial, steht auf einem Sockel, der das Erdgeschoss bildet und das Lebensmittelgeschäft M-Preis, ein Lager und eine Tiefgarage mit direktem Zugang zur Wohnanlage, beherbergt. „Anstelle die Garage unterirdisch zu realisieren und mit einer Rampe zu erschließen, haben wir alles oberirdisch geplant“, sagt Christian Siller. Das hatte auch mit der Bodenbeschaffenheit zu tun. Der Boden wurde mit Pfählen, sogenannten Piloten, saniert und stabilisiert. Es waren 362 an der Zahl. Siller rundete sie kurzerhand auf 365 auf: symbolisch ein Pfahl für jeden Tag im Jahr, „um das Jahr zu vollenden.“
Über dem Erdgeschoss wurde Wohnen - autofrei - realisiert.Die Inspiration für die Wohnanlage Franz kam von der umliegenden Landschaft: der Tschenglser Hochwand, die sich vis a vis erhebt. Die Optik der Bergspitzen hat Architekt Iwan Zanzotti in seinen Entwurf aufgenommen. Die Silhouette nachgezeichnet. „Die Baukörper bilden im Entwurf die einzelnen Erhebungen der Berglandschaft, zeichnen den Gebirgsstock der Laaser Berge nach.“ Die Südseite öffnet sich, um genau dieses Panorama einzufangen. Modern und geradlinig zeigt sich die Wohnanlage Franz, gleichzeitig strahlt sie Wärme und Geborgenheit aus.

Ein Holzrahmen. Das ist vor allem dem Werkstoff Holz geschuldet. Holz umrahmt die Wohnanlage und schafft - wenn man so will - Nestwärme. Der Holzrahmen schützt vom Autolärm der angrenzenden Hauptstraße, die Bewohner sind fast vollständig abgeschirmt. Auch vom Gewerbegebiet und von den benachbarten Wohnhäusern hält sich das Gebäude mit diesem architektonischen Kunstgriff zurück. Zum anderen hat Holz einen emotionalen Wert für die Familie Siller.
Der Holzrahmen ist deshalb Ausdruck der Wertschätzung dem Material Holz und der Vergangenheit gegenüber. Denn genau hier waren die Zimmerei Siller und später der Treppenbau Siller einst Zuhause, hier wurde Holz zu Dachstühlen und Treppen verarbeitet und hier wurde Handwerk gelebt.

Natürlichkeit war Bauherr Christian Siller wichtig. Die Holzlatten folgen einem vertikalen Rhythmus. Durchbrochen wird die Holzeinfassung von vertikalen Gärten, sogenannten „vertical gardens“. Natur trifft hier auf Architektur. „Grüne Wände sind nicht nur ein Trend, sondern auch eine Art Ökosystem“, sagt Architekt Zanzotti. Pflanzen nehmen Kohlendioxid auf und wandeln es in Sauerstoff um. Außerdem filtern sie Giftstoffe aus der Luft, was wiederum das Klima verbessert. Das grüne Kleid ergänzt sich in der Wohnanlage Franz perfekt mit der Natürlichkeit des Holzes. Das Holz hier ist aber nicht irgendein Holz. „Da habe ich lange getüftelt“, sagt Christian Siller. Das Holz ist sägenraue Fichte vom Sägewerk Gruber in Morter. Das zum einen. Zum anderen ist es vorveraltert, das heißt vorvergraut. Die Vorvergrauung verleiht dem Holz einen einheitlichen s46 franzoptischen Gesamteindruck, unabhängig von Witterungseinflüssen. „Holzfassaden“, erklärt Siller, „altern unterschiedlich.“ Durch einen Veredelungsprozess wird dieser Prozess beschleunigt und es entsteht eine einheitliche Patina, die einen besonderen Charakter ausstrahlt. Alle Holzlatten wurden vom Bauherren selbst lasiert. 3.000 Quadratmeter Holzschalung umgeben die Wohnanlage Franz.

Spiel mit Volumen. Fünf Volumen oder Wohnblöcke bilden die Wohnanlage Franz, die den Namen des verstorbenen Vaters von Christian Siller trägt. Die Volumen oder Wohnblöcke selbst sind sehr unterschiedlich in Größe und Form. „Zusammen bilden sie - und das ist wesentlich - eine Einheit“, erklärt Zanzotti. Zwischen den Wohnblöcken sind Volumina herausgenommen worden. Dadurch sind Hohlräume oder Zwischenräume entstanden.“ Freiräume, die Wohnqualität schaffen und für Lebensqualität sorgen. Die Dächer sind Pultdächer, so angeordnet, dass sie zusammen eine Satteldachlandschaft ergeben. Zanzotti: „Die Neigungen und Verläufe der Pultdächer sind genau aufeinander abgestimmt, sodass sie als eine zusammenhängende Satteldachlandschaft gelesen werden können.“
In Massivbau sind die Wohnblöcke ausgeführt. Der ursprüngliche Wunsch von Bauherr Christian Siller waren zwanzig Holzchalets. Das ließ sich urbanistisch nicht umsetzen. Verwinkelte Geh- wege oder Korridore verbinden die vier zweigeschossigen Volumen, die jeweils sechs, vier, zwei Wohnungen beherbergen. Ein eingeschossiges Chalet erinnert an die ursprüngliche Idee des Bauherren. Die Größen der Wohnungen variieren und reichen von 40 bis maximal 80 Quadratmeter an Wohnfläche und finden ihre Erweiterung durch Terrassen oder Freiflächen. Denn jene Wohnungen, die ebenerdig gelegen sind, verfügen über Gartenflächen, die Wohnungen im oberen Geschoss - wie erwähnt - über Terrassen.

Raum für Begegnungen wurde mit mehreren Grünoasen geschaffen und mit einladenden Plätzen für einen ungezwungenen Austausch. Lauben - vor den Fenstern positioniert - gewähren auf der einen Seite Privatsphäre, auf der anderen Seite bilden sie grüne Blickfänge und werten die sillerWohnanlage optisch auf. Das richtige Zusammenspiel ganz verschiedener Elemente machen das Ganze zum Erlebnis. Dazu zählt auch jene Freifläche, die der Wohnanlage Richtung Süden vorgelagert ist. Hier stehen drei Bäume: eine Buche, ein Kiefer und ein Ahorn. Alle drei haben eine besondere Bedeutung. Die Kiefer ist Vater Franz Siller gewidmet, der als Zimmermann vornehmlich mit diesem Werkstoff gearbeitet und Dachstühle gefertigt hat. Der Ahorn erinnert an den Treppenbau Siller, wo Ahorn zu Treppenstufen verarbeitet wurde und seinen Auftritt hatte. „Die Buche habe ich meinem Bruder Markus gewidmet“, erzählt Christian Siller, „der hier zusammen mit mir Treppenbau Siller aufgebaut und geleitet hat.“ Ein acht Meter langer Tisch soll unter den schattenspendenden Bäumen zum Ort der Begegnung und ein Treffpunkt für die Menschen hier in der Wohnanlage Siller werden. Realisiert wurde die Gartenanlage von Gartenexperte Patrick Staschitz, Schwiegersohn von Christian Siller und Betriebsinhaber von “Gartenarte”. Er hat ganz nebenbei bemerkt Silber bei den Worldskills 2019 in China erhalten.

Die Herausforderung, in einem Gewerbegebiet direkt an der Staatsstraße eine Wohnanlage mit Wohnqualität zu errichten wurde vorbildlich, fast schon genial, gelöst. Eine eigene Welt ist hier entstanden, eine grüne Oase, klar getrennt vom Straßenraum und vom Lebensmittelgeschäft. Wobei letzteres auch als Vorteil dienen kann und die Einkäufe vor der Haustüre erledigt werden können.
s47 franz2Vorausgegangen war dem Projekt ein Raumordnungsvertrag. Alle 20 Wohnungen sind konventioniert und Ansässigen vorbehalten. Die gesamte Wohnanlage ist im Klimahaus A-Standard ausgeführt. Zanzotti: „Ich bedanke mich für die hervorragende Zusammenarbeit beim Ingenieurbüro Patscheider&Partner.“ Und in Richtung Architekt: „Danke für die freie Hand und das Vertrauen.“ 18 Wohnungen sind vergeben, die letzten zwei Einheiten stehen noch zum Verkauf. Der Dank von Christian Siller geht an Iwan Zanzotti, an Patscheider&Partner und an die Handwerker. Sein größter Dank aber an seine Familie.Viel an Zeit verbrachte er auf dem Bau. Die Familie stand immer hinter ihm.

 

Gelesen 46 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.